Mittwoch

Vorwort

Briefe der Liebe sind die persönlichsten unter allen Briefen. Sie werden erwartet wie kaum ein anderer Brief und oft auch dann noch gelesen, wenn der Empfänger ihren Inhalt bereits auswendig weiß.


Wie man solche Briefe stilvoll formuliert und den richtigen Ton trifft, zeigt diese Webseite mit einer Fülle von gefühlvollen Musterbriefen, die zum eigenständigen Schreiben anregen. Die hier zusammengetragenen Briefe berücksichtigen nicht nur die Situation frisch Verliebter oder in einer gefestigten Beziehung lebender Menschen. Gerade in Krisensituationen zeigt es sich, dass mit dem Griff zu Tinte und Papier der Weg für eine emotionsfreiere und sachliche Aussprache geebnet wird. Briefbeispiele aus Geschichte und Literatur vervollständigen den Kreis dieser Musterbriefe.

Holger Beitz studierte Germanistik und katholische Theologie. Er ist Beauftragter für das Korrespondentenwesen einer Versicherungsgruppe.

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»Ich liebe dich.« Dieser Standardsatz reicht mir nicht denn ich liebe viel inniger als die anderen. Mein Gefühl ist höher, meine Liebe tiefer, mein Empfinden feiner als das der anderen. Überhaupt gibt es keinen Menschen auf der Welt, der so liebt wie ich. Deshalb muss ich meine Liebe anders ausdrücken. »Ich liebe dich«, das kann schließlich jeder sagen. Der erste Versuch: Ein weißes Blatt Papier liegt auf dem Tisch, das Herz ist voll, der Kopf glüht die Seele krampft sich zusammen, im Bauch kribbelt es mächtig. Die Gefühle formen sich zu Sätzen, man stellt da etwas um, ändert hier ein Wort verbessert radiert feilt. Endlich fertig: »Ich liebe Dich so unwahrscheinlich.« Vielleicht sollte man doch einmal nachsehen, wie die anderen ihre Liebe erklären. Wer kann Liebe beschreiben? Wir sehen ins Wörterbuch:

Liebe, die (mittelhochdeutsch liebe, althochdeutsch liubi) starkes Gefühl des Hingezogenseins; starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem (nahestehenden) Menschen.

Liebesbriefe also sollen dieses starke Gefühl mitteilen. Mehr: tiefe Empfindungen, sensibelste Veränderungen in der Beziehung zum geliebten Menschen, Zuneigung, die Einstellung zum Leben, Verwirrung, Kopfschmerzen, Herzflimmern und Seelenpein.

Wie können wir in diesem Zustand Worte finden, die all das beschreiben? Und dann sollen wir diese kostbaren Worte in Sätze nach den Regeln der Grammatik zwingen, wo uns doch gerade der Sinn nach allem steht - nur nicht nach Grammatik. Hilfe und Anregungen zu Formulierungen können von überall kommen: Man kann sich Schlagertexte anhören, man kann Gedichte lesen, einen Roman zur Hand nehmen, sich einen Liebesfilm ansehen, die Love-Story zum Beispiel. Oder man schaut in dieses Buch. Bei der Lektüre der Briefe kommen die Ideen ganz von selbst: »Das könnte von mir sein, genau so empfinde ich auch.« Oder: »Dieser Satz gefällt mir, den übernehme ich in meinem Brief.«

Musterbeispiele für Liebesbriefe gibt es schon seit Jahrhunderten, denn zu allen Generationen wollten Liebende ihre Gefühle mitteilen und kamen beim Formulieren ins Stocken. In einem Punkt freilich hatten es die Liebespaare damals einfacher: Für gehobene Gefühle gab es eine gehobene Sprache, die heute sehr fremd klingt. Zuerst möchte man über diese Spezialliebessprache unserer Urgroßeltern lachen, aber so unpraktisch war das gar nicht, wie dieser Musterliebesbrief von 1748 zeigt:

Unvergleichliche Mariana!

Ich zehle den gestrigen Tag unter die Glückseligsten meines Lebens, weiln ich an demselben eines des schönsten Frauenzimmers bin gewürdigt worden. Welche Erkänntlichkeit reichet wohl vor diese unschätzbare Güte hinzu? Oder was finden Sie an mir würdig, so was kostbares zu meritiren? Doch Dero Großmuth hierinnen ist so vollkommen, als Dero Annehmlichkeiten, und Sie begnügen sich allein, mich Lebenslang zu einem ergebensten Diener zu haben. Ich verehre demnach die schönste Mariana, als meine Gebietherin, und ob ich gleich dabey meine völlige Freyheit verlohren; so will ich tausendmahl lieber auf solche Art gefangen liegen, als frey und missvergnügt zu leben. Inzwischen schmeichele ich mir mit dem größten Vergnügen, Dero Befehle schrifflich wieder zu küssen, und sterbe dafür,

Unvergleichliche Mariana,

N. den 10. Octob. 1748
Dero getreuester und Verpflichtester Fhrindo

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Dieses Pathos ist ungewöhnlich, aber reizvoll. Probieren Sie es einmal selbst aus. Sie werden sehen, es macht Spaß, so zu schreiben. - Ob Sie den Brief abschicken? Wir haben keine Spezialliebessprache; unsere Alltagssprache muß für nicht Alltägliches ausreichen. Die Jugend weiß sich verblüffend einfach zu helfen: Sie hat für ungenaue Gefühle ungenaue Worte: »Ich hab' dich unheimlich lieb.« »Ich mag dich irgendwie.« »Ich steh' auf dich.«

Oft kommt bei der Suche nach den richtigen Worten die ernüchternde Erkenntnis: Man kann es nicht ausdrücken, dieses Klopfen und Schwirren, Singen und Sirren. Dann steht im Brief: »Ich kann nicht sagen, wie sehr ich Dich liebe!« Das Problem kannten schon unsere Großeltern. In einem Briefsteller von 1919 fanden sie dafür diese Worte:

»Wenn die Feder und die in diese fließenden Worte nur einigermaßen das auszudrücken vermöchten, was ich für Sie empfinde, wie mein ungestüm schlagendes Herz sich zu Ihnen hingezogen fühlt, dann müssten, dann könnten Sie ahnen, wie traurig es um meine Gemütsverfassung steht. Aber leider ist die Sprache zu arm an Worten, die den Zustand treffend bezeichnen könnten, in dem man sich bandet, wenn man unendlich verliebt ist in ein Mädchen, einen Engel, wie Sie es sind.« »Mögen hätte ich schon gewollt, nur dürfen habe ich mich nicht getraut« - Sie kennen diesen Spruch, der so schön auf unser Problem passt: Der eine traut sich nicht zu schreiben, was er fühlt, die andere meint, man dürfe Liebe nur in einer bestimmten Weise ausdrücken, ein Dritter glaubt, Liebesbriefe müssten nach einer vorgegebenen Form, einer Regel, geschrieben werden - der DIN-gerechte Liebesbrief, eine Horroridee! Wir mögen einen Menschen, wollen ihn vielleicht später heiraten - dann sollten wir auch schreiben dürfen, wie wir wollen. Was also darf der Liebesbrief in unserer Zeit? Alles darf er, ALLES!

Ulrich Schoenwald

Wer liebt, muss es sagen

Wer liebt, muss es sagen, ohne die Rückendeckung von Konventionen, ohne Wenn und Aber, einfach so, wie sein Herz es fühlt, wie sein Mund es aussprechen will - ohne Regeln, ohne Rezepte, ohne gute Ratschläge: ich liebe dich, ich mag dich, ich finde dich toll, bezaubernd, faszinierend, schön, umwerfend, ich möchte dich sehen, ich möchte, dass du da bist, heute, nicht morgen, jetzt und hier.

Liebesbriefe sind wie gute Musik, lesenswerte Bücher. Sie überwinden Grenzen, sprengen die Wirklichkeit machen Träume wahr. Sie sind persönlich, unverwechselbar, einmalig. Einen Liebesbrief zu schreiben, das ist wie ein Gespräch mit der geliebten Person, wie ein Dialog zwischen Traum und Wirklichkeit.

Wer kennt sie nicht, diese Situation aus seinem eigenen Leben: Man lernt jemanden kennen, auf einmal ist sie da, diese Spannung, dieses Gefühl, das sich mit Worten so schwer beschreiben lässt Man kommt sich näher, lernt sich kennen. Aber noch ist der andere unerreichbar, die persönlichen Schutzwälle sind noch nicht durchbrochen. Wie sage ich es ihr? Wie zeige ich ihm meine Gefühle?

Je jünger man ist desto leichter ist dieses Problem gelöst. Die Offenheit und Phantasie der Jugendlichen schafft eher eine Atmosphäre der Vertrautheit ein Klima, in dem man Zuneigung austauschen, mitteilen kann.

Wenn ein Mensch dann erwachsen ist scheinbar fertig, fallt es ihm schwerer, seine Liebe auszusprechen. Er ist verhaltener, zurückhaltender. Die Spielregeln des gesellschaftlichen Miteinanders sind gelernt nur zu oft behindern sie die Sprache, legen sie ihr Fesseln an: »Das schickt sich nicht« »Was erreiche ich, wenn...?« »Gebe ich mir auch nur keine Blöße...?« Liebesbriefe sind schonungslose Briefe, denn mit ihnen gibt man immer ein Stück von sich selbst preis. Man macht sich angreifbar, verletzbar, kann angreifen, verletzen. Die Sprache, sie ist intensiv, persönlich, für den Außenstehenden nur schwer zu akzeptieren, häufig zu offen, zu direkt oder zu schwülstig, peinlich verträumt.

Aber der Liebesbrief ist ja nicht für den Außenstehenden geschrieben, sondern für einen geliebten Menschen, einen einzigen unverwechselbaren Menschen, dem man sagen will: »Ich liebe dich.«

Und dieses Buch? Liebesbriefe wie Konfektionsware von der Stange, Massenprodukte aus einer Schreibwerkstatt? Wir haben uns lange überlegt, ob wir dieses Buch schreiben sollen. Zunächst eher ablehnend, dann mit gemischten Gefühlen sind wir an dieses Projekt gegangen. Wir haben Bücher gewälzt, Briefsteller aus verschiedenen Jahrhunderten gefunden. Zögern, Zweifel. Doch in unseren Vorgesprächen wurde uns immer klarer: Dieses Buch ist notwendig und wichtig - als Ideensammlung, als Orientierungshilfe für alle, die sich nicht so sicher sind, wie man einen Liebesbrief schreibt die einmal sehen wollen, wie man so etwas machen kann.

Ein Buch über Liebesbriefe als Fundgrube, das war unser Ziel. Deshalb finden Sie auf den folgenden Seiten vor allem Briefe, Briefe und nochmals Briefe. Kurze und lange, zu den verschiedensten Anlässen, von den verschiedensten Personen, aus jedem Alter, von Frauen und Männern.

Die Situationen sind so ausgewählt, dass
 sie möglichst viele Varianten aus der unendlichen Palette der Anlässe für Liebesbriefe abdecken: Ein junger Mann lernt auf einer Feier ein Mädchen kennen, in das er sich unsterblich verliebt und das er unbedingt wiedersehen will. Eine Frau schreibt ihrem Mann, dass
 sie sich von ihm trennen will. Ein vielbeschäftigter Geschäftsmann gratuliert seiner Frau mit einem Brief zum Geburtstag, der die Liebe zwischen den beiden zum Thema hat. Diese drei Beispiele zeigen schon, worum es geht: Liebesbriefe, das sind nicht nur Briefe, in denen man mehr oder weniger feurig um den anderen wirbt, Liebesbriefe werden auch in Krisensituationen geschrieben, wenn eine Liebe zu scheitern droht oder schon zu Ende ist.

Viel zu selten leider gibt es die Briefe, in denen sich Partner nach einer langen Beziehung ihre Liebe noch einmal eingestehen, sie schreibend auffrischen, aus der Routine der zum Alltag gewordenen Liebe ausbrechen und sich bewusst machen, wie bedeutsam, wie wichtig das gemeinsame Leben für jeden ist. Auch zu diesem Thema finden Sie Briefe in diesem Buch.

Häufig reicht aber auch der Brief nicht aus, um unsere wirklichen Gefühle auszudrücken, die Grammatik der Sprache ist zu eng. Deshalb enthält dieses Buch auch Gedichte, keine Meisterwerke, Beispiele nur, die Sie zum Nachahmen anregen sollen. Auch kleine Spruchweisheiten fehlen nicht. Mit ihnen können Sie Ihre persönlichen Liebesbriefe bereichern. In diesem Briefsteller finden Sie also mehr als nur Liebesbriefe aus dem Frühstadium einer Liebe. »Briefe der Liebe« haben wir ihn darum genannt. Dieses Buch soll Ihnen Mut machen zu schreiben, Sie anregen, Sie herausfordern, es besser zu machen. Denn nur Sie kennen den Menschen, dem Sie Ihre Liebe gestehen wollen. Nur Sie können ihm sagen: »Ich liebe dich.«

Regeln oder Phantasie

Für Liebesbriefe gibt es keine Regeln. Gefragt ist Phantasie. Scheuen Sie sich also nicht, und entwickeln Sie Ihren eigenen Stil.

Hallo Schatz, Liebe Sabine, Dorothea, Geliebter Franz, Hey Schmusekater. Die Variationen der Anreden kennen keine Grenzen. Nichts ist schwülstig, nichts unerlaubt wenn es aus Ihrem Herzen kommt. Ihr Partner muss spüren, dass Sie es sind, der schreibend mit ihm spricht. Keine Anrede ist unerlaubt kein Schluss zu ungewöhnlich, als dass Sie ihn nicht formulieren dürften. Und dass Sie einen Mann, den Sie nur flüchtig kennen, nicht mit »Hallo Mausi« anreden, versteht sich ja von selbst oder? Ob Sie aber am Ende des Briefes schreiben »In Liebe«, »Ich liebe Dich«, »Ich mag Dich«, »Dein Franz« oder »Ich küsse Dich«, »Ich umarme Dich«, »Ich will Dich auffressen«, ist keine Frage der sprachlichen Schönheit sondern nur eine Frage der Intensität Ihrer Beziehung und Ihrer Phantasie. Sonst sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Mit einer Ausnahme vielleicht: Schreiben Sie Ihren Liebesbrief mit der Hand. Es ist ein persönlicher Brief, ein Kunstwerk mit Ihrem persönlichen Siegel, und dazu gehört auch Ihre Schrift. Bedenken Sie bitte, in den seltensten Fällen ist Ihr Partner ein Graphologe, der anhand Ihres Briefes ein psychologisches Gutachten erstellt. Mit der Hand zu schreiben ist daher unverfänglich. Also lassen Sie keine Gelegenheit aus, und schreiben Sie. Schreiben Sie sich Ihre Liebe, Ihre Ängste, Ihre Gefühle von der Seele. Schreiben Sie, schreiben Sie! Ihr Partner wird es Ihnen danken.

Wie finde ich was in dieser Webseite

Die folgenden Musterbriefe sind nach Situationen geordnet. Zu vielen Briefen gibt es Antworten, Reaktionen, positive und negative, eine oder mehrere.

Im Kapitel »Junge Liebe« finden Sie Briefe, die für den Anfang einer Liebe typisch sind - impulsiv und betörend. Für alle, die über dieses Stadium schon hinaus sind, deren Liebe bewusster geworden ist, ist das Kapitel »Reife Liebe« gedacht. Und wenn es einmal kriseln sollte, sehen Sie in den Teil »Liebe in der Krise«. Vielleicht lesen Sie hier die Worte, die Ihrer Liebe einen neuen Weg weisen.

Am Schluss dieses Buches haben wir einige Spruchweisheiten und Gedichte für Sie zusammengestellt - zum Nachdenken, Zitieren, Nachmachen.

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